Bis 1989/90: Tabuisierung und Schweigen

Bis zum Ende der DDR spielte das Speziallager Nr. 2 in der Arbeit der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald keine Rolle.

Publikationen der Gedenkstätte erwähnten das Speziallager lediglich als „Internierungslager für Nazifunktionäre“. Die Gräber unweit des ehemaligen Lagergeländes wurden verschwiegen.

Nur wenige Bücher und Berichte zum Thema lagen vor.

Lagerbericht
Erste Seite des Lagerberichtes von Herta Kretschmer, 1967
Buchenwaldarchiv

Herta Kretschmer schrieb bereits in den 1960er Jahren einen Bericht über ihre Internierung. Sie übergab den Text 1981 an das Zentrale Parteiarchiv der SED, zwei Jahre später eine weitere Fassung an die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald. Für die allgemeine Benutzung blieb er jedoch gesperrt.

Aktennotiz
Mitteilung an den Gedenkstättendirektor Klaus Trostorff zu einem Knochenfund am Nordhang des Ettersberges, 9. Oktober 1986
Buchenwaldarchiv

Wiederholt wurden in den 1980er Jahren nördlich des ehemaligen Häftlingslagers Knochen gefunden. Die Volkspolizei wies weitere Untersuchungen ab. Die menschlichen Überreste wurden anschließend beseitigt. Trotz der internen Kenntnisse beschönigte der damalige Gedenkstättendirektor Klaus Trostorff 1986 in einem ZEIT-Interview die Lebensbedingungen im Speziallager Nr. 2:

„Im Westen hieß es, Buchenwald war bis 1949 Internierungslager für Kriegsgefangene. Das stimmt. Aber sie haben nicht geschuftet, nicht gehungert. Da standen böse Sachen in Ihren Zeitungen.“

Klaus Trostorff (1969 bis 1989 Direktor der Gedenkstätte) gegenüber der BRD-Wochenzeitung „Die Zeit“, 8. August 1986 (Auszug)

Heft
Buchenwaldheft Nr. 31, Weimar-Buchenwald 1988 (Cover und Auszug)
Bibliothek Gedenkstätte Buchenwald

Zum 30. Jahrestag der Gründung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald erschien 1988 in der eigenen Schriftenreihe ein geschichtlicher Abriss. Darin wurde das Speziallager Nr. 2 lediglich kurz als „Internierungslager für Nazifunktionäre“ erwähnt:

„Ermöglicht wurden diese Entwicklungen [Errichtung eines Museums des Widerstandskampfes, Anm.] durch einen Befehl des Chefs der Sowjetischen Kontrollkommission in Deutschland vom 16. Januar 1950. Dieser Befehl hatte die Auflösung des Internierungslagers für Nazifunktionäre in Buchenwald innerhalb von 4 Wochen zum Inhalt.“
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